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Allgemeines:
Mitten im Hochsommer möchte ich mich der Zwiebel (Allium cepa) widmen. Sie gehört zur Familie der Liliengewächse (Liliaceae),
wird auch Bolle oder Zipolle genannt. Die Zwiebel ist wahrscheinlich das älteste Gemüse der Welt. Dies geht aus
jahrtausendealten ägyptischen Dokumenten und auch etwas später aus chinesischen Quellen hervor. Auch die Römer bauten
bereits Zwiebeln an, und sorgten so für ihre Verbreitung innerhalb Europas.
In Ägypten spielte die Zwiebel bei der Versorgung der Pyramidenarbeiter eine große Rolle, man
wußte anscheinend bereits um die gesunderhaltende Wirkung. Zwiebeln wurden den Göttern als Opfergabe dargebracht, und
schließlich spielte sie selbst als Grabbeigabe eine wichtige Rolle. Im 15.Jahrhundert gab es in Holland bereits
Zwiebelanbau im größeren Rahmen, wobei vielfältige Sorten gezüchtet wurden. Bei uns
wurde die Zwiebel erst im
Mittelalter bekannt. Wie bereits erwähnt gehört die Zwiebel zur Familie der Liliengewächse.
Sie wird der Gattung "Allium" zugeordnet, genau wie auch die Schalotte (Allium cepa var. ascalonicum) und die
Etagenzwiebel (Allium cepa var. viviparum). An dieser Stelle möchte ich eine Anmerkung bezüglich der botanischen
Namenkunde machen, die auf den ersten Blick sehr kompliziert scheint. Pflanzen werden nach ganz bestimmten Gemeinsamkeiten
bestimmten Kategorien zugeordnet. So sind die Zwiebel, Porree, Knoblauch und Schnittlauch alles Pflanzen mit Zwiebeln
oder Knollen. Sie werden in einer Pflanzenfamilie zusammengefaßt, den Liliengewächsen. Von der Pflanzenfamilie wird dann
weiter in "Gattungen" aufgeteilt, in diesem Fall "Allium", was einfach Lauch bedeutet. Die Gattung Allium spaltet sich
dann nochmals in rund 280 Arten auf, von denen 7 in der Küche Verwendung finden. Der lateinische Name bei Pflanzen besteht
also immer erst aus dem Gattungsnamen und dann aus dem Artnamen, z.B. Allium cepa = Speisezwiebel. Zu guter Letzt bleibt
noch der Sortenname, der kein lateinischer Begriff sondern ein echter Phantasiename sein muss. In unserem Beispiel wären
es dann die "Stuttgarter Riesen". Dies nur kurz und oberflächlich zur botanischen Namenkunde.
Übrigens ist die Zwiebel zweijährig, die Samen bilden sich also erst im 2. Jahr aus. Hier nun eine Aufstellung der wichtigsten
Zwiebelarten für die Küche. (Knoblauch,Porree und Schnittlauch werden von mir ausgespart)
Speisezwiebel (Allium cepa): |
Sorten: Lauchzwiebeln ("Lange weiße Sperlings milda")
Gemüsezwiebeln
Rote und Weiße Zwiebeln (italienischer Herkunft)
Überwinterungszwiebeln ("Weiße Frühlingszwiebel")
Perlzwiebeln ("weiße Königin")
und zum Schluß unsere gute, alte,gelbe Küchenzwiebel ("Stuttgarter Riesen") |
Schalotte (Allium cepa var. ascalonicum): |
"Braune Winterschalotte" und "Holländische Strohgelbe" |
Luft-oder Etagenzwiebel (Allium cepa var. viviparum): |
Es ist nur eine Sorte bekannt.
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Winterheckezwiebel (Allium fistulosum): |
Es ist nur eine Sorte bekannt. |
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Luft-oder Etagenzwiebel:
Ein ausdauerndes Gewächs, welches kurioserweise die Zwiebeln nicht nur im Boden, sondern wie in einem kleinen Nest,
an der Spitze des Stängels ausbildet. Diese Stängel biegen sich dann irgendwann zu Boden und die neuen Zwiebeln
können anwachsen. Es gibt noch einige Lilienarten, die das gleiche Verhalten zeigen. Im März kann man die Brutzwiebeln
in die Erde setzen, die Pflanzen vertragen sogar etwas Schatten.
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Winterheckezwiebel:
Die Heimat dieser Zwiebelart ist Sibirien. Bei dieser Zwiebelpflanze werden fast ausschließlich die aromatischen
Schlotten als vitaminreiche Kost über den Sommer und im vorzeitigen Frühjahr genommen. Die Zwiebeln werden in der Zeit von April bis Juni
auf 40 x 40 cm gesetzt. Im Herbst sterben die Blätter ab und im Frühjahr treibt sie neu aus, falls die
Pflanzen geschützt stehen oder unter Folie wachsen natürlich eher. Die Pflanze selbst ist winterhart.
Es handelt sich hier um ein fast vergessenes Gemüse, welches in unseren
Hausgärten mal einen festen Platz hatte. Diese Zwiebel bildet regelrechte Stöcke, die alle 2-3 Jahre geteilt
werden können, auch sollten ab und an neue Pflanzen gezogen werden, nach 3-4 Jahren ist die
Zwiebelstaude ziemlich erschöpft.
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Anbau:
Zwiebeln können je nach Sorte im März oder im August ausgesät bzw. gesteckt werden. Die Versorgung rund ums Jahr
mit Zwiebeln und frischen Schlotten kann so fast ohne Lücken erfolgen. Lockerer, humusreicher Boden ist ideal. Zwiebeln
mögen es vollsonnig. Steckzwiebeln wollen immer mit der Spitze noch aus der Erde gucken. In der Reihe läßt man 20-25 cm
Abstand, untereinander 10 cm. Schalotten brauchen untereinander etwas mehr Platz, da rund um die Mutterzwiebel ein Nest
von Brutzwiebeln entsteht. Die Erntereife erkennt man an dem vergilbenden Laub. Früher wurde das Zwiebellaub im grünen
Zustand einfach umgetreten. Leider sind so vorzeitig geerntete Zwiebeln nicht so lange haltbar, wie die voll ausgereiften.
Eine bessere Methode ist es, die Zwiebeln mit der Grabegabel leicht in der Erde anzuheben, sodass einige Wurzeln reissen.
Nun stellt die Zwiebel ihr Wachstum ein und zieht ein. Zwiebeln können am Laub gebündelt, an einem luftigen Ort aufgehängt
werden.
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Zwiebel-Medizin:
Die Zwiebel zählt wohl mit zu den gesündesten Gemüsen, die wir kennen. Die Knolle enthält Vitamine (vor allem C und B),
Mineralien und schwefelhaltige ätherische Öle. Die Zwiebel ist bekannt als eine Pflanze mit natürlichem Antibiotika.
Außerdem sagt man ihr verdauungsfördernde und blutreinigende Eigenschaften nach. Bei Erkältungen ist sie ein guter
Schleimlöser. Und auch als Kompressen bei Ohrenschmerzen hat sie sich gut bewährt. Eine aufgeschnittene Zwiebel gehört
auch zur ersten Hilfe bei Insektenstichen.
Und wer noch eine fesselnde Urlaubslektüre sucht, in der gleichzeitig die Zwiebeln eine entscheidene Rolle spielen, der
sollte zu dem Roman "Löcher" von Louis Sachar greifen. Viel Vergnügen!
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